Rede vor dem Fuldaer Arbeitsamt am 8. Mai 1998 von einer Kollegin, die bei der Initiative gegen Arbeitslosigkeit mitmacht

Ich bin nicht arbeitslos – zur Zeit nicht

Nach 10 Jahren Arbeitslosigkeit hatte ich das große Glück endlich eine befristete Teilzeit-Arbeitsstelle zu erhalten.

Aber unter welchen Bedingungen muß ich mich verkaufen?

Um überhaupt arbeiten zu dürfen machen wir Abstriche, die noch vor 10 Jahren undenkbar waren.

Die Kollegen kämpfen mit ihren Ellenbogen gegeneinander, kuschen vor den Chefs und halten den Mund, wenn in über 100 Jahren erkämpfte Errungenschaften sang und klanglos beseitigt werden: soziale Sicherung, Krankenversicherung, Urlaub usw.

Die Stimmung in den Betrieben gleicht oft einem Sklavenschiff, wer nicht spurt, wird ins Wasser geworfen.

Wer hat den Nutzen daraus?

Den Arbeitgebern kann es nur recht sein, wenn Millionen Arbeitsuchende vor der Tür stehen.

Sie haben gar kein Interesse daran, die Arbeitslosigkeit abzubauen. Darum ist das Schlagwort von einem "Bündnis für Arbeit" gemeinsam mit den Arbeitgebern eine Seifenblase, die uns falsche Illusionen macht.

Wir leben im nunmal real existierenden Kapitalismus!

Außerhalb der Betriebe geht der Kampf der Entrechteten untereinander weiter. Kollegen, die zufällig in einem anderen Land geboren sind, werden für die Situation auf dem Arbeitsmarkt verantwortlich gemacht.

Ich frage, wer vernichtet denn Arbeitsplätze?

Ist es mein Nachbar, der aus Kurdistan oder Kasachstan stammt? Oder vielmehr die Manager von Daimler Benz, Kali und Salz, der Telecom, Mehler, Dura und Gummi, Godyear und die Mulinationalen Konzerne.

Wer hat denn ein Interesse daran, daß wir uns untereinander verantwortlich machen?

Rattenfänger treten auf, die den Ausländerhaß schüren mit plumpen Parolen lenken sie von den wirklichen Arbeitsplatzvernichtern ab.

Kapital und Kabinett kann es nur recht sein, wenn nicht sie als Arbeitsplatzvernichter entlarvt werden. Darum bereiten auch viele Politiker den Boden für menschenverachtende Neonazis in Springerstiefeln und Nadelstreifen.

Seien wir nicht feige, und treten nach unten!

Machen wir denen da oben Beine!

Die da oben: wie immer sie auch heißen mögen: Kohl, Blüm Hundt, Sommer, (oder auch Schröder.) Der Druck der Straße ist die einzige Sprache, die sie verstehen.

Dieser Kampf ist schwer, schwerer als auf Schwächeren herumzutrampeln. Machen wir nicht den gleichen Fehler wie viele unserer Großeltern. Laßt uns aus der Geschichte lernen.

Laßt uns aus unseren Traditionen lernen:

"Alle Räder stehen still, wenn Dein starker Arm es will!"

Während die Arbeitenden in Dänemark für eine gerechtere Verteilung der Arbeit streiken, und eine Woche mehr Urlaub fordern, sind die deutschen Politiker und Unternehmer so frech und wollen unseren Urlaub kürzen. Sie behaupten unsere Ansprüche seien Schuld an der Arbeitslosigkeit, wie wir es gestern in der Schlagzeile der Fuldaer Zeitung lesen konnten.

Stehen wir zusammen mit den Kollegen in Frankreich, Dänemark und auch den Bauarbeitern aus Portugal und Polen, die zuhause Hungerlöhne erhalten.

Heute laufen an der Grenze gemeinsame Aktionen der deutschen und französischen Arbeiter- und Arbeitslosenbewegung. Sie stehen dort ein für Europa der Menschen und nicht der Monopole. Auch Fulda hat eine Partnerstadt in Frankreich: Arles. Laßt auch uns den Kontakt zur französischen Arbeitslosenbewegung suchen.

Schauen wir uns die Kandidaten genau an, die bei Wahlen unser Vertrauen haben wollen:

Kennen wir sie von den Aktionen hier vorm Arbeitsamt, aus den Streiks und Protestaktionen, von ihrer Beteiligung am 1. Mai? Sind es die besten von uns, die unsere Interessen in den Parlamenten vertreten wollen?

Oder gehören sie zur Seite der Unternehmer, Börsenspekulanten und kalten Krieger? Hetzen sie gegen unsere schwächsten Kollegen?

Oder sind sie zögerlich, nicht Fisch noch Fleisch?

Nach diesen Kriterien sind die Interessen der Mehrheit der Bevölkerung in den deutschen Parlamenten kaum vertreten. Zeigen wir den Politikern wie sie sich zu verhalten haben.

Sprechen wir mit unseren Nachbarn, Kollegen, Verwandten und Bekannten. Laßt uns im Juni noch mehr werden.

Mein Vorschlag: Jede und jeder Anwesende bringt noch jemanden mit!

Laßt uns von Monat zu Monat verdoppeln. Wie es eben bei einer Gährung passiert.

Es gährt in Deutschland

Sie predigen Wasser und trinken Wein

Damit muß endlich Schluß sein!

Endlich auf der Straße:

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