Beschreibung


Charakteristisch für diesen Baustil war die
Ausführung ganzer Gebäude oder wesentlicher Teile aus Holz in Zimmermannsarbeit,
zumeist in Ständerbauweise mit Lattenverkleidung.
Dazu gehörte die Anlage geräumiger Veranden und Balkons sowie weit vorspringender Dächer
und die Ausgestaltung mit reichhaltiger Bauornamentik in Laub- und Stichsägetechnik an Dachsäumen, Giebeln, Balkonbrüstungen sowie an Fenster- und Türrahmen.

(zitiert aus: Pusch, Eva; Schwarz, Mario: Architektur der Sommerfrische. 1. Aufl. St Pölten, Wien: NP, 1995. S. 69.)

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Reichenau
Villa in Reichenau (Foto: Eva Pusch, aus: Architektur der Sommerfrische)

So beschreibt Dr. Mario Schwarz den Stil des Schweizerhauses in seinem Buch über die Villenbauten am Semmering. Stilistisch sind die Villen verschiedenen Bereichen zuzuordnen aber eine große Zahl wurde im Stil der Schweizerhäuser gebaut.

Stilelemente

Nach meiner Erfahrung finden sich die Stilelemente auch häufig an Häusern aus rotem und gelbem Backstein und Naturstein. Als wesentliches Element sind vorspringende Dächer, Giebel und Gaupen angebracht, die reichhaltig mit Stichsägeornamenten verziert sind.
Diese Ornamente bestanden meist aus phantasievollen floralen Motiven, ich habe aber auch wenige gegenständliche Ornamente in Form von Tulpen, Seejungfrauen und Löwen fotografiert. Ausgesägte Durchbrechnungen finden sich dann auch an den Latten und Füllbrettern der Balkonbrüstungen. Ornamental ausgesägte Füllungen, teilweise auch andersfarbig hinterlegt, sind ebenfalls zu finden.
"Giebel und Traufleisten wurden mittels Schablonen fassoniert" (Schwarz a.a.O S. 87). Die Dachsparren sind geschwungen oder auch verziert; einfache Ausführungen erinnern mich an profane Holzklammerhälften.
Weitere Verziegung und Stilelement sind die Hängenden Säulen an Giebeln, Vordächern und Balkons mit gekerbten Zapfen und/oder gedrechselten Knöpfen. Diese Hängesäulen wurden auch über den First fortgeführt und endeten in einer Krönung. Waren keine Hängesäulen zur Verzierung vorhanden wurde die Krönung in Form von ebenfalls in Stichsägearbeit ausgeführten Giebelblumen aufgesetzt. Sehr verbreitet waren auch Dachspitzen aus Zink oder Ton. Erwähnt wird bei Krauth/Sales Meyer 1895 auch die "russische Bauart die Giebelsparren über den Kreuzungspunkt hinaus verlängern und ornamental endigen (zu) lassen"
An Balkons und Veranden finden sich Docken und Baluster, dies sind niedrige Pfosten und Säulchen, (stichsägearbeit)verzierte Knaggen und gekerbte Bügen stützen Balkons und die Wetterbretter über Fenstern oder Vordächern. Verzierte Stirnbretter wurden vor Balken gesetzt.
Die Verkleidungsbretter an Fenstern wurden am äußeren Rand geschweift "Mit Hilfe von Abfasungen, Kehlungen, Ausschnitten und aufgenagelten Rosetten" (Krauth/Sales Meyer, 1895) wurden sich Fensterumrahmumgen gestaltet.

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Wirkung und farbliche Gestaltung

Die Wirkung der Gebäude beruht ganz wesentlich auf der Ausgewogenheit der Kontraste. Das dunkle Braun der Ständer und Balken (Fachwerk) wird durch das hellere Spiel der Ornamente gelockert. Ocker - tiefbraun, beige, hellgelb - "schwedenrot" harmonieren als Erdfarben aus der Natur und verdeutlichen das Lebensgefühl des Rousseauschen Gedankens. Selten finden sich auch andere Farbkontraste.
Einige Elemente wurden bei meinem Haus, das einem Malermeister gehörte, kurzerhand mit Pinsel und Schablone statt der Stichsäge angebracht. Auch hier der Kontrast ocker - braun (Treppenaufgang Remise, Balkonbrüstung, Verzierung an Fensterverkleidung).

Durch die Sticksägeornamente ergeben sich an den Fassaden zusätzliche Kontrastspiele aus Licht und Schatten. Das gesamte Gebäude wirkt lichtumfangen, durchstrahlt, leicht und verspielt.

Schwarz beschreibt die sich ergebenden Schatten als "Häkeldeckchenmuster"

Ausarbeitung wird demnächst durch Anschauungsmaterial ergänzt und durch diese weiteren Bereiche fortgeführt:

Begriffsklärung
Standorte und Funktion
Lebensgefühl der Zeit
Herausbildung und Verbreitung des Stils