Fahrradlehrhalle abgerissen am 19.10.99


Alle Versuche der Rettung halfen nichts. Am Morgen des 19.10.99 begannen die Arbeiter mit dem Abriß des Gebäudes

Der Abriß


Gebaute Freizeit

Radfahren, mit der Natur leben, Sommerfrische, Freizeit genießen mit der Zeit gehen und gleichzeitg Rückbesinnung auf die Natur. Schlagworte, die nicht nur heute ihren Ausdruck finden sondern schon zur Jahrhundertwende. Noch finden sich in Fulda "Denkmäler" dieses für die damaligen Zeit neuen Lebensgefühls. Doch sie sind bedroht.
Da steht an einem Fleck in Fulda, wo bald eine Straße 4 spurig ausgebaut werden soll eine unscheinbare Halle. Die Nutzung der letzten Jahrzehnte läßt kaum erahnen, welch Schatz architektur- und kulturhistorischer Art sich da erhalten hat. Erbaut wurde die Halle 1894 von dem Fuldaer Geschäftsmann und Landtagsabgeordneten Kircher und diente als "Fahrradfahrlernhalle für Frauen". Die Einrichtung zeugt von dem Drängen der Frauen auf Dinge, die vordem nur Männern vorbehalten waren also auf Gleichberechtigung. Die Halle wurde im Schweizer Stil erbaut. Der Stil hat sich im Zuge der Ausbreitung der "Kultur der Sommerfrische" (Dr. Mario Schwarz) entwickelt und ist in ganz Europa zu finden.
In Deutschland finden wir den Stil vornehmlich in alten Bäderstädten, bei Sanatorien, Ausflugslokalen (z.B. am Rhein) und auch kleinen Landbahnhöfen. Auch in Fulda gibt es Vertreter dieses Stils. Die Fahrradlehrhalle wurde "außerhalb des alten Stadtgrabens (Mott)", im Grünen errichtet, wenige Meter weiter existiert noch ein Gartenhäuschen und eine Malerwerkstatt im Schweizer Stil. Bisher sind diese Gebäude nicht denkmalgeschützt. Auf den ersten Blick bieten sie auch keinen besonderen Anblick, doch leicht läßt sich die alte Pracht wiederherstellen. So verschandelt die Farradhalle ein blaues (!) Stahltor, die Ornamente am Giebel sind stark verwittert und die Laubsägearbeiten an den Dachbalken sind entfernt worden. Würden Fuldas Würdenträger die kulturhistorischen Schätze außerhalb des Barock ernstnehmen: Wie leicht fände sich ein Sponsor dem die Begriffe Hinwendung zur Natur und Körpergefühl gut in ihr Marketingkonzept passen würden, befindet sich die Halle doch auch noch gegenüber der Molkerei in der Brauhausstraße. Eine Themengaststätte mit "Molkereiausschank" und "Milchgarten" würde sich hier gut machen.
Halle heute
©Foto: KM

FZ Artikel von M. Mott 1994: Wo die Damen früher radeln lernten


Knubbel

Denken Sie sich die urspünglichen Stichsägeornamente an die Front, z.B. wie in folgendem 2 Fotos aus Franken montage
Fotomontageversuch an der Fuldaer Halle
©Fotos: KM